Cote d'Azur - eine späte Liebe

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Rod
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Cote d'Azur - eine späte Liebe

Beitrag von Rod »

Cote d'Azur - eine späte Liebe

(Unterstrichene Wörter sind Hyperlinks, mit der Maus drüber, klicken und sofort surfen)


Anfang der 70er Jahre war ich zum ersten Mal im Sommer an der "Cote" - und sehr frustriert. Es war mir zu heiß und zu voll, die Blechlawine quälte sich über die Küstenstraße, das urlaubstypische "man spricht deutsch" allenthalben, kurz: zum abgewöhnen. Einige Male streifte ich in folgenden Sommern die Cote: Es war heiß und voll, nichts wie weg.

Anfang der 90er verschlug es uns, jetzt zu zweit, des Wetters wegen im Frühjahr an die Cote d'Azur. Skeptisch schlichen wir uns über die Alpenroute über Gap und Sisteron heran: Es war mild, nicht voll, angenehm und entspannt, die Frühjahrssonne wärmte uns, freundschaftliche Gefühle sprossen.

Ende der 90er die verzweifelte Suche nach einem wärmenden Plätzchen in den Oktoberferien, ohne den Flieger nehmen zu müssen. Wir waren mittlerweile zu viert und die Kultusminister hatten unsere Urlaubsplanung übernommen. Da war doch noch? In die Internet-Klima- und -Wetterkarten geschaut, das sah gut aus.

Wir haben inzwischen vier Herbsturlaube an der Cote d'Azur verbracht und es hat sich eine ruhige Liebe zu diesem Küstenstrich entwickelt. Keine tiefe Verehrung, keine stürmische Liebe, aber doch so anziehend, dass wir im Herbst oder Frühjahr gerne hier entspannen.

Beste Grüße, (c) Rod


Scheint hier immer die Sonne?

Nun ja, fast immer. Im Sommer sowieso und im Frühjahr und Herbst ist es recht angenehm mild. Wer im Oktober an die Cote fährt, sollte trotzdem einen Blick auf die Wetterkarte werfen. Wir haben es erlebt, dass ein heftiger Sturm über Tage die Küste peitschte, im sonst recht harmlosen Mittelmeer kaum zu baden war. Das Zelt oder den Falter vor einem Tagesausflug gut abspannen, die Gewitter sind kurz aber heftig. Trotzdem ist dieser Küstenabschnitt einer der mildesten in Europa. So liegt die Durchschnittstemperatur im Oktober an der Cote bei rund 20, die Wassertemperatur bei 19 Grad, mit neun Regentagen ist zu rechnen.


Warum ist es so voll hier?

Die ganze Cote d'Azur ist sehr touristisch, abgelegene Winkel wie in der Bretagne oder im Inneren Frankreichs gibt es an dieser Küste kaum. Da macht sich bemerkbar, dass die Engländer die Cote schon ab etwa 1830 (Menton) als Herbst- und Winterresort entdeckten und die Region seit dieser Zeit touristisch entwickelt wurde. Hässliche Bausünden findet man an der Cote d'Azur kaum. Allerdings ist die Küste sehr dicht besiedelt, einige Städte und Orte gehen fast nahtlos ineinander über. Glücklicherweise sind es meist kleine Steinhäuser mit den typisch rostroten Dächern, die sich in die Hügellandschaft schmiegen. Kurz: Im Sommer finden wir es zu voll und zu eng, im Herbst und Frühjahr ist es genau richtig.


Was machen die Kinder?

Im Sommer sind alle möglichen und unmöglichen Park-, Wasser- und Vergnügungslandschaften geöffnet und das Meer ist natürlich warm genug zum baden. Ab Ende September schließen viele Campingplätze und alle Vergnügungsparks und man sollte per Campingplatzführer und Internet schauen, welcher CP einen geöffneten Pool hat und klären, ob der beheizt ist. Verlasst euch nicht auf die Prospektangaben, unbedingt vorher anrufen, ob das Becken auch wirklich geöffnet und warm ist. Bei wenigen Gästen neigen die Platzbetreiber dazu, den Pool kurzfristig wg. Wartungsarbeiten zu schließen, eine Katastrophe für die Kinder.


Keiner versteht mich?

Ernste Sprachprobleme gibt es auf den großen Campingplätzen an der Cote d?Azur kaum. An den Rezeptionen spricht meist jemand Deutsch oder zumindest Englisch. Und in den Küstenorten haben sich Geschäfte und Restaurants multilingual auf ausländische Kundschaft eingestellt. So findet man zum Beispiel bei den Nobeljuwelieren an der Cote wieder russisch sprechendes Personal für die neue Geldelite aus Russland. Ansonsten freuen sich die Menschen, wenn man auch nur wenige Worte Französisch spricht, egal wie sie klingen. Keine Angst, in der Nebensaison ist dort alles sehr entspannt.


Jetzt geht's los! :auto:
(Karte zur Hand wäre prima, Michelin-Karten sind zu empfehlen, der olle Diercke-Atlas tut?s auch.)

Die Cote d'Azur (blaue Küste) von Menton bis Hyeres

(Achtung: meine Beschreibung bezieht sich auf den Herbst und das Frühjahr an der Küste.)

Menton

Ganz im Osten (also rechts auf der Karte :D ) an der Grenze zu Italien liegt Menton, wo etwa 1830 alles begann. Einige aus dem kalten Nebel geflohene Briten strandeten in dem Grenzstädtchen und entdeckten das milde Winter-Klima. Menton, heute recht ruhig und beschaulich, blühte auf und der touristische Aufschwung an der Cote begann. Die Stadt ist durch die umliegenden Berge vor dem kalten Mistral geschützt und hat, so sagt man, dadurch das mildeste Klima an der Cote d?Azur.


Fürstentum Monaco

Weiter Richtung Westen an der steilen Küstenstraße liegt das Fürstentum Monaco in einer malerischen Bucht, die leider von Hochhäusern im wahrsten Sinne des Wortes ausgefüllt wird. Ich empfehle euch das ehemalige Seeräubernest trotzdem. Die gepflegte ruhige Altstadt mit den verwinkelten Gassen, der Hafen, das Casino und unbedingt das Ozeanografische Museum besuchen. Dort begeistert eines der modernsten Aquarien Europas auch die Kinder. In den oberen Stockwerken sind die Beute- und Forschungsstücke früherer Expeditionen ausgestellt. Geschichte und Moderne in einem, absolut empfehlenswert! Vom Dach hat man einen schönen Blick über das Fürstentum.

Tipp: Für Monaco einen Tagesausflug einplanen. Solltet ihr eine weite Anfahrt haben, dann nicht über die Küstenstraße sondern die Autobahn nehmen. Die Küste ist zwar pittoresk und kurvig, aber ihr benötigt zu viel Zeit, Monaco ist spannend aber auch anstrengend. Nehmt für eine reine Küstentour einen separaten Tag.
PS: Versucht nicht illegal zu parken, freundliche aber bestimmte Polizisten sind überall. Seid nicht kleinlich und zahlt euren Obulus fürs Parkhaus, wir sind ja schließlich bei den Grimaldis.


Westlich von Monaco
(Na, vielleicht doch den Diercke holen)

zur Halbinsel Cap Ferrat ist die Küste meist steil, wunderbare Ausblicke von der Straße, Buchten zum träumen. Cap Ferrat ist leider größtenteils in Privathand, man kommt dort kaum an den Strand. Aber in der Nebensaison bei Sonnenschein die Küstenstraße mit dem Wagen längs zu bummeln ist einfach göttlich.


Nizza

Nizza ist eine Großstadt, geschäftig und die Altstadt einen Abstecher wert.
Die Region um die Stadt ist flach und es drängen sich dort Wohnsiedlungen, Fabriken und Autobahnen, die Menschen müssen eben auch wohnen und arbeiten, aber ihr solltet nicht gleich mit ihnen im Feierabendstau stehen.


Cannes

Zwischen Nizza und Cannes ist es landschaftlich etwas netter, aber mir immer noch zu viel Verkehr und Menschen. Cannes unbedingt am Abend besuchen. Bummelt im Lichterglanz des Boulevard de la Croisette am Filmpalast vorbei, genehmigt euch ein Glas Rotwein in einem der vielen Bistros, genießt die Nacht.


Tipp: Grasse

Von Cannes, Nizza, St. Raphael oder selbst von St. Tropez lohnt ein Tagesausflug zur Parfumstadt Grasse. Die Stadt liegt am Berg und hat einen leicht morbiden Charme. Besucht das Parfummuseum mit Geruchsgarten, hier wachsen Pflanzen, deren Duftstoffe bei der Parfumherstellung benutzt werden. Direkt nebenan bei dem Parfumhersteller Fragonard nach einer deutschen Führung fragen und die Produktion erschnüffeln, das macht auch Kindern Spaß. Das Buch "Parfum" von Patrick Süßkind mitnehmen, der Roman spielt zum Teil in Grasse.


Westlich von Cannes

Landschaftlich angenehmer wird es westlich von Cannes. Wenn die Straße nach der großen Bucht ansteigt und in die steilere Küste geht, am Tipp: Esterel Massiv (Mauren-Massiv) vorbei (toll zum Wandern!). Hier finde ich es prima. In der Nebensaison nicht zu überlaufen, kleine Buchten, enge Kurven, nix für Eilige, sehr angenehm.


St. Raphael bis St. Maxime

Das gilt auch für den Abschnitt von St. Raphaelbis St. Maxime. Die Küstenstraße windet sich oberhalb des Meeres in Breitwand-Technicolor und die beiden Städte sind im Vergleich zu Nizza und Cannes eher überschaubar, hier kann man den lieben Gott einen guten Mann sein lassen. In beiden Abschnitten lohnt sich die Suche nach einem netten Campingplatz.


Halbinsel von St. Tropez

Tja, St. Trop ist halt St. Trop. Parkt euren Ferrari vor der Boutique und schaut es euch an einem ruhigen Tag an, es ist netter als befürchtet. Die Halbinsel selbst ist angenehm. Hier liegt auch der Campingplatz Le Tournel, den wir im Herbst dreimal angelaufen haben. Die Region ist durch die Berge etwas abgeschottet, großer Pinienbestand, Weinanbau, pittoreske kleine Straßen (die weißen im Michelin) und mit Auto oder Fahrrad (Kondition ist angesagt!) schön zu erkunden, auch die Strände.


Weiter westlich: Cavalaire - Lavandou

Immer der küstennahen Straße folgend kommt ihr über Cavalaire (hier liegt der CP Cros de Mouton) nach Lavandou und dann zu dem Küstenabschnitt vor Hyeres. Bis einige Kilometer nach Lavandou fand ich es immer recht nett und würde auch hier einen Campingplatz akzeptieren.


Tipp: Hyerische Inseln

Solltet ihr zwischen Toulon und Frejus sein, dann unbedingt die mittlere der drei Hyeres Inseln, Ile de Port-Cros besuchen. Mit einem Schiff von Lavandou oder Cavalaire-sur-Mer möglichst früh abfahren. Feste Schuhe, Taucherbrille (!), Essen, Trinken und ein paar alte Baguettes mitnehmen. Auf einem kleinen Weg auf der dem Festland zugewandten Küste der Insel Richtung Osten wandern. Ihr kommt dann an einen Fischlehrpfad. Dort ist eine Bucht für Boote gesperrt und es darf nicht geangelt werden.

Die Fische erwarteten uns schon nahe dem Ufer. Wir sind dann mitten zwischen ihnen geschwommen und getaucht, das alte Baguette haben sie uns gierig aus der Hand gefressen. Ich bin unter anderem mehreren Fischschwärmen, einem riesigen Barsch und vier Tintenfischen begegnet. Hätte nie gedacht, dass das Mittelmeer so fischreich sein kann.


Westlich von Hyeres

Die Region westlich von Hyeres habe ich erst einmal abgeklappert, einige schöne Ecken gesehen, kann aber nicht so viel dazu sagen.

CAMPEN

Wir bevorzugen die Region zwischen St. Rapael und Lavandou. Nicht allzu überlaufen, lange Strände, gute Lage für Ausflüge an der Cote d'Azur.


Weitere Infos:

Provenceweb

Lust auf weitere Reiseberichte zum schmökern, schauen und inspirieren lassen?

Beste Grüße, (c) Rod
Zuletzt geändert von Rod am 21.06.2009 21:30, insgesamt 2-mal geändert.
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Danke

Beitrag von Narcolepsie »

Hallo Rod,

vielen Dank für Deine Interessanten Berichte !
Hier kannst Du sie endlich mal veröffentlichen...

Weiter so !

Grüße
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Rod
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Beitrag von Rod »

Hallo Dirk,

ja, hier sind die technischen Möglichkeiten gut und vor allem kommt von den Board-Betreibern Unterstützung. Hoffen wir, dass sich das Board entwickelt und bekannter wird.

Beste Grüße, Rod
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Re: Cote d’Azur – eine späte Liebe

Beitrag von Schnatterinchen »

Und noch ein super schöner Bericht von Rod 8)
Glaube denen, die die Wahrheit suchen, und zweifle an denen, die sie gefunden haben.
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Re: Cote d’Azur – eine späte Liebe

Beitrag von Rod »

Mensch Iris,

den Bericht hatte ich selbst fast aus den Augen verloren. Ich werde alt. ;)

Beste Grüße, Rod
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Re: Cote d’Azur – eine späte Liebe

Beitrag von Schnatterinchen »

Rod hat geschrieben:Mensch Iris,

den Bericht hatte ich selbst fast aus den Augen verloren. Ich werde alt. ;)

Beste Grüße, Rod
:lol:Das hast Du gesagt.....

Ich sag nur wofür aufräumen manchmal gut ist :mrgreen:
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